War es das mit der Ingenieurskunst?

Das intelligente Auto - Von Mängeln und Ärgernissen

Im Durchschnitt hatte ein Haushalt in Deutschland vor zwei Jahren ca. 1,14 Autos zur Verfügung. Die Zahl hat sich seither kaum verändert, wobei aber auch erwähnt sein darf, dass ca. 12,66 Mio. Haushalte komplett autofrei gewesen sind (Statista Anzahl Pkw pro Haushalt).

Letztere haben mindestens den Vorteil sich deutlich weniger ärgern zu müssen, andere Entscheidungsfaktoren oder Gründe außen vor gestellt. Unser Haushalt hat beruflich bedingt zwei Fahrzeuge - wie fast alle im Bekanntenumfeld. Die Flexibilität oder die Komfortzone, aber auch die unzureichende Flexibilität in Richtung Arbeitnehmer beim Dienstantritt lässt es oft nicht anders zu. Natürlich gibt es Berufsbilder, da wird sich das auch nicht anders gestalten lassen. Fehlende Möglichkeiten - manchmal - in der Infrastruktur tun ihr übriges.

Wie dem auch sei. Es lässt sich nicht immer vermeiden, so man es denn auch wollte, ein Kraftfahrzeug in seinen Besitz zu nehmen. Und genau da fangen inzwischen die Probleme oder nervenaufreibenden Erlebnisse erst an.

Wie erwähnt, wir sind auf zwei Fahrzeuge im Haushalt angewiesen, Entfernung zum Arbeitsplatz, die Anfangszeiten der Arbeitsstätte machen es bisweilen notwendig, auch Kinderbetreuung bedingt die teure Flexibilität, natürlich auch ein Stück Bequemlichkeit. 

Nun stehen wir da mit zwei Fahrzeugen, an Zeit vor dem Euro und die damit verbundene nostalgische Umrechnungskurse will man nicht mehr denken. Klar, hat man auch seine Vorstellungen, vielleicht erhobene Ansprüche - dennoch zwei Investitionen im fünfstelligen (T)Euro-Bereich. Alleine an der Stelle hat man schon den Glauben, dass die Autos immer weniger wertig und doch immer hochpreisiger werden. Immer mehr Plastik, klar auch immer mehr Elektronik - aber irgendwie fühlt es sich an, als hätten die Hersteller die Kommas in den Preislisten vertauscht. Gut, genug lamentiert, gekauft ist gekauft und entschieden ist damit entschieden. 

Da stehen nun die "Assets", wenn schon hohe Preise, dann denkt man sich, dann aber doch auch hohe Zuverlässigkeit. Weit gefehlt ... ja, früher gab es den Begriff vom "Montagsauto" und sicher darf auch bei der Komplexität auch mal etwas schiefgehen, aber so ...

Nun haben wir ein Fahrzeug der Kategorie Volkswagen und eines aus dem Segment Jeep. Beides an sich schöne Fahrzeuge, aber beide mit einer leidlichen Geschichte von Beginn an :

  • Der Jeep: Mit diesem Fahrzeug waren wir von Beginn nahezu monatlich zum Werkstattbesuch. Begonnen hat es mit dem Radio oder neu-deutsch Multi-Management-High-Definition-Media-Navigationssystem. Softwarefehler oder einfach nur "Fehler: Connected" wie das Ding verlautet. Wirklich mehrfach zur Fachwerkstatt, jedes Mal "Es ist behoben" ... eingestiegen, Zündung an, was sagt das intelligente System "Fehler: Connected". Erstens fragt man sich dann doch, wer hat die Qualitätssicherung bei der Fehlerbehebung durchgeführt, zweitens wurde da überhaupt etwas gemacht. Das vorläufige Ende dieses Handlungsstrangs : Wir sind als Händler raus, das ist eine Sache des Herstellers, sie können sich selbst an diesen wenden. Softwarefehler.
  • Der Jeep: Das Auto ist durchaus für den Gebrauch im Gelände konzipiert und da hat die Marke auch ihr Image her. Alles etwas rustikal, zweckmäßig, ok. Aber das Spaltmaße und Teile der Karrosserie, bei uns am Fenster-Tür-Rahmen nicht halten oder verrutschen, das war doch nicht so ganz erwartbar. Auch damit zur Werkstatt - diese Leistung war dann, wie man so schön sagt "oout-sourced", also ausgelagert. Da musste man warten, bist der Karrosserie-Fachmann / Lackierer im Haus ist. Dieser Fehler wurde inzwischen zweimal, immer noch nicht zufriedenstellend behoben. An der Stelle wurmt dann einerseits, dass so etwas passiert, ausgeliefert wird. Andererseits dann aber auch, wenn es zu beheben ist, dass diejenigen, dann wirklich solche Ergebnisse abliefern. Würde man denn selbst solche Resultate akzeptieren. An der Stelle sei noch der HInweis auf mangelnde Kommunikation erlaubt - da weiß teilweise die Service-Annahme nicht, was die Werkstatt tut und der Kunde darf rätselnd zurück bleiben.
  • Der Jeep: Nun hat dieser Jeep ein Schiebedach, Panorama-Dach heißt es. Nettes Gimmick, mach den Innenraumer irgendwie heller. Bei den wärmeren Temperaturen darf man damit ruhig auch mal im offenen Zustand fahren, bringt den Fahrtwind zu den Insassen. Nun ist das Fahrzeug noch nicht so alt, Schiebedach wird geöffnet und ... lässt sich nicht mehr schließen. Da denkt der geneigte Laie auch wieder an Sensoren, komplexe Technik. Nichts dergleichen, in dem Fall die einfache, schnöde Mechanik. Aussage vom Händler : "Ist bekannt, eine Schwachstelle". Schmutz verfängt sich in den Schienen, bringt das Dach sozusagen in Schieflage und verkantet, kann auch immer wieder passieren. "Dann wird das ganze Dach getauscht", heißt es mit einem süffisanten Grinsen. So lange die Garantie noch trägt, kann ich mitgrinsen, aber was ist danach? Müssen wir dann sehen, heißt es bloß vom "Service". Na, das sind gute Aussichten.
  • Der Volkswagen: Hot off the press, frisch vom Fließband. Da steht der Wagen, keine Kilometer nagelneu. Fährt sich gut, alles in Ordnung, bisher. Man schaut ja nicht jedes Spaltmaß an und misst auf den Millimeter nach, aber irgendwie ... das Auto parkt, der Blick auf's Heck ... schief, irgendwie. Die Spaltmaße zwischen Heckklappe und Heckschürze unterschiedlich. Nicht bloß Millimeter, hier geht es um Zentimeter. Hier darf aber auch mal nette Worte in Richtung Service richten: Der Fall war durchaus schnell zu klären, aber nicht zu beheben. Da wurde beim Zusammenbau in der Fabrik der Teil der Karrosserie nicht richtig in die Führung eingesetzt, also somit ist das Auto "schief". Ist bis heute noch nicht behoben, steht aber auf der Liste.
  • Der Volkswagen: Ich hab's ja erwähnt und es kennen wohl die meisten. In den Autos dieser Tage ist Elektronik sondergleichen, für fast alles gibt es Sensoren und Helferlein. Find ich prinzipiell ziemlich gut, wenn "jemand" mitdenkt. Nur ist klar, die Dinger können ausfallen, immer und jederzeit. Jetzt ist es beim vorliegenden VW so, dass der "Travel Assist" ein monotones Glockenspiel an Meldungen von sich gibt - bing, bing, bing - kommt und geht wieder. Abschalten lässt es sich nicht. Nervtötend ... mal abgesehen davon, dass die Sensorik dann auch nicht funktioniert. Dahinter verbirgt sich wohl die "kapazitive Handerkennung" am Lenkrad, was mindestens den Austausch der Steuereinheit bedingt. Ist seit fast drei Jahren ein bekanntes Problem bei Fahrzeugen der Volkswagenreihe mit dem besagten Sensor. Jetzt denkt man sich doch, einfach zu beheben, Werkstatttermin, Austausch und gut ist. Mit dem Fehler fahren wir nun schon seit sieben Monaten, gekauft wurde das Auto vor zehn.

Übrigens, mal ganz generell, es lohnt sich die Rückrufliste zum eigenen Fahrzeug zu prüfen. Da kommen noch ganz andere Dinge ans Tageslicht, die man nicht so im Blick hat und auf die einen niemand hinweist. Geht ganz einfach im Internet ... beim Volkswagen lässt sich festhalten, das bei einer Sicherung die "Sandfüllung" nicht ausreichend ist für den Fall eines Kurzschluss. Na, tolle Aussichten.

Was an der Sache die größte Frustration mit sich bringt, dass weder Händler noch Hersteller hier wirklich um Behebung bemüht sind. Den Menschen hinter den Service-Schalten mag ich glauben, dass es ihnen leid tut. Aber in der Summe gibt es nahezu kaum eine Handhabe, Schuldzuweisungen von Händler an Hersteller, kaum proaktive Aktivitäten in Richtung Kunde und selbst der Verbraucherschutz lässt wenig Spielraum beispielsweise preisliche Minderung wegen Mängel bzw. Mängelbeseitigung zu erheben. Zumindest ist das Stand jetzt in unseren Fällen so. Da bleibt dann nur das Ärgernis und Unverständnis.

Ist das nun die hoch gepriesene Ingenieurskunst voriger Tage?


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