Die schreckliche, unbegreifliche Tat, die Freudenberg und die Bundesrepublik in Atem hält, hat mich ebenso tief berührt.
Ich kann es einfach nicht begreifen, was zwei Kinder dazu bringt einem anderen Kind das Leben zu nehmen. Wie damit umzugehen ist, dass überlasse ich den Profis bzw. Behörden - die wissen das sicher am ehesten.
Als Vater bleibt aber die (unbeantwortete) Frage, wie kann es so weit kommen. Oft reflektiere ich mich und natürlich auch meine Erziehung und in diesem Kontext versuche ich genauso zu verstehen, worauf man im Besonderen achten sollte, damit das eigene Kind nicht zum Täter, aber genauso wenig auch zum Opfer wird.
Es bleibt die Recherche und dabei wird es kaum besser - da tun sich dann andere verstörende Taten auf, wie bspw. aus dem Jahr 1993 der Fall um James Bulger aus Liverpool. Wer es nachlesen möchte, Wikipedia - James Bulger. Das heißt, es ist keine neue Entwicklung, sondern Geschichte wiederholt sich. Irgendwie. Das hat mich dann schon sprachlos zurückgelassen.
Klar, unsere Welt ist nicht rosarot, aber das hier - da wurde es dann auch mal richtig übel in der Magengrube. Immerhin, beim Fall aus England gab es Erklärungsversuche, familiäres Umfeld, sozialer Umgang, Art der Erziehung.
Ich denke die Glaskugel gibt es nicht und für andere, aber auch für sich selbst, kann man nicht mit Sicherheit behaupten, dass alles richtig ist was man tut und bleibt.
Aber, dann schaue ich im Umfeld meines Sohnes, im Kindergarten/Vorschule. Der Blick ist dann schon ein anderer auf dieses sozialen Gefüge, wieder sensibilisiert. Ich bin kein Pädagoge, bin heilfroh, dass mir ausgebildete Kräfte, Erzieherinnen und Erzieher für Gespräche offen entgegentreten und ich Fragen stellen darf.
Klar, es gibt ganz unterschiedliche Charaktere, das ist auch gut so - aber was auffällig ist: es gibt Gruppen die sind bereits jetzt eher bereit zu boxen, zu kämpfen, wirklich darauf aus den anderen Kindern Schmerzen zuzufügen. Dabei geht es mir nicht um mehr oder weniger Risiko. Nicht darum, dass ein Kind ohne Zucken den steilsten Abhang hinunterfährt und ein andere zögert. Mir geht es wirklich darum, dass scheinbar keine Erkenntnis darüber herrscht, dass ein Schlag auch Folgen haben kann und mit dem anderen Kind keine Sache vor einem steht. Ja, es sind Kinder, sie entwickeln sich noch - mir stellt sich nur die Frage, wann ist es sinnvoll und notwendig einzugreifen oder Kinder zu sensibilisieren.
Ein Kind ist für mich dabei auffällig; es kommt schnell in Situationen, die es mit Worten kaum lösen kann. Ich vermute aus eigener Unzulänglichkeit, aus Wut, aus Enttäuschung oder einer Art Demütigung - ich weiß es aber nicht sicher. Schnell ist Agression der nächste Ausweg, bloß wie: Es fletscht sichtlich die Zähne, wenn es anderen Kindern nachläuft, um sie zu schlagen - es ist dieser verbissene Gesichtsausdruck, der mich wundert. Offensichtlich wirklich mit der Absicht, dem anderen Kind körperlich weh zu tun. Dann, vor allen Dingen, wenn das andere Kind dann seine "Prügel" bezogen hat, diese Genugtuung und zudem noch eine Schadenfreude, wenn andere Schmerzen empfinden. Es bleiben auch keine Einzelfälle, Arme umdrehen, unkontrolliert Schubsen - und im "Erfolgsfall" dieses Grinsen oder schadenfrohe Lachen. Es mag sein, dass auch hier Kopf und Körper nicht altersgerecht sind - sozusagen zu groß für das Alter oder überhaupt die Folgen des eigenen Handelns nicht einschätzen zu können.
Ist das nun ein Vorzeichen!? Es gibt so viele Möglichkeiten - mir wurde der Zusammenhang dann auch erklärt. Teilweise haben die Kinder auch noch Schwierigkeiten im Körperempfinden. Soll heißen, da kann teilweise der Kopf nicht einschätzen, was an Kraft im kleinen Körper steckt und somit kanalisieren sich die Emotionen auch in die falsche Richtung. Dennoch bleibt für mich die teils niedrige Aggressionsschwelle an der ein oder anderen Stelle irritierend.
Ich merke selber nur zu oft, wo ich mich gefangen sehe zwischen "Das ist Teil kindlicher Entwicklung und Ausdrucksweise" oder "Hier stehen einfach andere Werte im Mittelpunkt", bis hin zu da gehört einfach mal mit dem Kind gesprochen und ihm die Situation verdeutlicht. Ich kann mich da auch nicht immer befreien.
Nochmal, ich bin kein Pädagoge - mich bewegen die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit ungemein. Ich hoffe nur, dass Eltern nicht einfach sagen : "Ach, unser Kind, niemals" ...