Ja, ich mag das Leistungsprinzip - es muss nicht das Hamsterrad sein, aber klar definierte Ziele und Kennzahlen, an denen sich gut und weniger gut messen lässt, ob man noch auf dem richtigen Weg ist und ob man erfolgreich war.
Seit Mitte Januar laufen nun die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, dagegen oder dazu lässt sich nun ja wenig sagen. Es ist ein prpobates Mittel eigene Ansprüche geltend zu machen und letztlich mit allen legalen Mitteln (u.a. Streik) auch gegenüber den Arbeitgeberverbäden zu positionieren.
Genau so klar ist für mich auch, dass eine Pauschalkritik immer auch falsche Personen trifft und zwar überall. Das hat nichts mit freier Wirtschaft oder öffentlichem Dienst zu tun. Das ist nun mal so, schwarz Schafe, die gibt es überall.
Was mich perönlich immer wieder in die Diskussion und leidliche Fragen treibt, ist die Tatsache : Warum gibt es zwei Systeme? Warum gibt es dieses Sondersystem überhaupt, wo doch andere Beispiele in der EU aufzeigen, dass man den Beamtenstatus per se nicht braucht (z.B. Schweiz). Meiner Ansicht nach im Gegenteil - der Beamtenstatus ist aufgrund seiner fehlenden extrinsischen Motivationsfaktoren ein massives Innovationshemmnis.
Man darf nicht vergessen, neben einigen offenkundigen Vorteilen, gibt es auch nicht zu vernachlässigende Nachteile im System. Im Wesentlichen sind die Karrierepfade und die Möglichkeiten einer Karriere vorgegeben und an klar Bedingungen geknüpft. Lohnsteigerungen im definierten Zeiteinheiten, Beförderungen geknüpft an Schablonen. Wer Pech hat, der weiß auf seiner nächsten Karrierestufe jemanden, der oder die kaum älter ist, dann schließt sich Tür nahezu für die komplette Laufbahn oder verzögert sich massiv. Noch frustrierender ist es womöglich, wenn dem ambitionierten jungen Menschen eine:r vorsitzt, wo bloß noch die Zeit zur Pension abgespult wird. Weil auch im hohen Alter ist klar, ab wann nichts mehr geht, in Richtung Karriere meine ich.
Wer also nicht Vitamin B oder politische Querverbindungen zu nutzen weiß, der kann bisweilen so gut sein, wie er will - der ByPass auf der Karriereleiter ist bisweilen schwieriger als in der freien Wirtschaft. Außerdem ist auch oft Gehaltsstufe und Gehalt nicht unmittelbar angepasst, sondern teilweise wird auf dem höheren Level bereits seit einigen Jahren die Eignung nachgewiesen und erst dann das Gehalt angepasst. Also ja, es ist nicht alles ganz so einfach ... und zugegeben ich weiß die Dinge auch nur von Erzählungen, ich arbeite in der freien Wirtschaft und habe andere Herausforderungen.
Aber wo ist denn nun das Problem?
- Die Beförderungen im Beamtensystem orientieren sich in erster Linie an Erfahrung (Berufsjahre) und fachlichen Fähigkeiten. Bisweilen spielt hier nicht zwingend die emotionale Intelligenz eine Rolle. Wer an der Reihe ist, der wird unter Umständen dann halt auch mal Teamleiter, ob er nun dazu geeignet ist oder nicht. Halo Effekt nennt man das gemeinhin in der Psychologie, wobei in dem Fall die relativ engen Verstrickungen ihres dazu beitragen. Heißt letzten Endes haben wir in den Führungspositionen ein Problem. Dies bestätigte übrigens auch Ulrich Silberbach im Interview mit der Wirtschaftswoche vom Januar diesen Jahres (Interview Ulrich Silberbach in der Wirtschaftswoche).
- Das Dilemma beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Führungskompetenz (Empathie, Agilität, Motivationsfähigkeit, Konfliktlösung). Es fehlt die Leistungsorientiertung. Auch hier bestätigt Ulrich Silberbach, selbst lange Jahre im öffentlichen Dienst, dass die bisherigen Versuche "krachend gescheitert sind". Warum, wegen Bedenken der Personalräte, dass Führungskräfte nach Nasen entscheiden. Ich finde den Grund deutlich zu oberflächlich, weil smarte Kriterien, die messbar sind, lassen sich nicht beliebig aushebeln. Hier macht man es sich meiner Ansicht nach etwas zu einfach.
- Ein weiteres Thema ist die Ausbildung - klar, überall ist dies ein Bereich, der unbedingt intrinsische Motivation fordert. Wenn aber das Umfeld keinen Leistungsbezug darstellt, die Karrieresituation sich nahezu selbst regelt oder erschließt (in der Breite), warum sollte ich dann die Freizeit effektiv nutzen, mich persönlich fortzubilden. Bringt ja keinen nennenswerten Vorteil. Und hier auch nochmal klar, es ist eine Systemkritik und sicher gibt es jene, die sich gerne verbessern. Nur fehlt einfach der offenkundige Nutzen, es funktioniert auch so - im freien Sektor ist der Anreiz hier sicherlich ein anderer und beileibe, ich habe noch keine (Entschuldigung, es muss sein) Lehrer gesehen, die in der unterrichtsfreien Zeit irgendwelche Kurse oder Weiterbildungen z.B. im Bereich Didaktik besuchen. Die Zeit bleibt eben nicht einfach stehen.
Jetzt stellt sich doch die Frage, wie soll sich das System Innovationen öffnen, wenn die Führungskräfte und Entscheider aus dem "System" der Beamtenstrukturen erzogen werden. Wo sollen denn Querdenker aufkommen und neue Impulse gesetzt werden? Das System trägt sein Problem doch selbst, meiner Ansicht nach. Es ist antiquiert und erhält sich bloß noch selbst, weil es seine "Wächter" immer wieder selbst erzieht und die Freigeister nicht zulässt.
Die Digitalisierung, die noch fehlt, ist übrigens eines der jüngsten Opfer.
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